Prognosen

Zukunfsforscher Lars Thomsen

2011.10.03 Migrosmagazin

Wir sind die letzte Generation, die so verschwenderisch mit Energie umgeht. Wer ein Auto mit einem Verbrennungsmotor fährt, verpufft ungefähr 75 Prozent der Energie in Form von Abwärme in der Atmosphäre. Beim Elektromotor sind es nur noch fünf Prozent. Der Schlüssel liegt zum einen bei effizienteren Technologien und zum anderen in der Umstellung des Energiesystems auf erneuerbare Energien.

 

Wann steht hier der «Tipping Point» an?

Bald. Zum einen gab es bisher für Elektroautos noch keine richtige Industrie, doch diese entwickelt sich gerade. Zum anderen fallen die Preise für Batterien jährlich in einem zweistelligen Prozentbereich. Gleichzeitig erhöhen sich Reichweiten und Lebensdauer der Akkus. Deshalb wird nach unseren Berechnungen in fünf Jahren ein Elektroauto weniger kosten als ein vergleichbares mit einem Verbrennungsmotor.

 

Bloss wollen immer mehr den Atomausstieg. Woher nehmen wir die benötigte Energie?

Würden wir sämtliche Fahrzeuge der Schweiz elektrifizieren, wäre der Elektrizitätsbedarf nur rund zehn bis elf Prozent höher als heute. Das eigentliche Energieproblem der Zukunft sind Energiespeicher, und hier spielen die Elektroautos eine ganz wichtige neue Rolle.

 

Welche?

Stromversorger werden die Batterien von Autos über Nacht immer dann laden, wenn europaweit viel Energie aus regenerativen Quellen bereit steht. Das kann man über eine intelligente Vernetzung ganz gut regeln. Würden in der Schweiz zum Beispiel 50 000 Elektroautos so eingesetzt, dann hätte das schon die Speicherkapazität eines mittelgrossen Pumpspeicherwerks in den Alpen. Und es wäre sogar billiger.

 

Das heisst, die 50 000 Autos würden sehr viel umweltfreundliche Energie speichern. Trotzdem, wie passt ein erhöhter Energiebedarf zur 2000-Watt-Gesellschaft, die ja eigentlich das Ziel ist?

Ein Schlüssel ist, die Verbrennung von fossilen Ressourcen zu vermeiden, ein anderer ist die Energieeffizienz. Mit Wind-, Wasser- und Solarenergie und mit effizienter Kraft- Wärme-Kopplung werden wir einen grossen Stromanteil in Europa erzeugen. Wir werden ab Mitte 2015 viele Neubauten sehen, die Solarenergie standardmässig einbauen, da ab dann der eigenerzeugte Strom günstiger sein wird als jener aus dem Netz.

2009, Mai

  • Die chinesische Regierung will ihr Land bis 2012 zur führenden Nation beim Bau von Elektroautos machen. Die jährliche Produktion soll von zuletzt 2100 auf dann 500'000 Autos wachsen
  • Das Rhein-Ruhr-Gebiet soll als "Modellregion Elektromobilität" zur Elektroauto-Hochburg werden. NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben kündigte an, bis 2020 rund 60 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung zu stecken. Dann sollen im Westen mindestens 250'000 E-Autos unteregs sein                                          (aus "Autobild" Mai/09).

2009, März (Auto motor und sport 8/09)

Selbst Hybridpionier Toyota rechnet damit, dass noch im Jahr 2050 weltweit 70% der Fahrzeuge mit einem Verbrenner laufen - dann häufig in Kombination mit einem E-Motor....

Für Deutschland sehen Optimisten bis zum Jahr 2020 immerhin ein Potential von 2.5 Millionen Elektroautos, was ungefähr fünf Prozent des Kraftfahrzeug-Gesamtbestandes entspricht.

2007, 10. Februar

"In 15 Jahren (2022) werden weniger als 50% aller weltweit neu hergestellten Automobile einen Verbrennungsmotor enthalten". Willy Buser (siehe "Wette")